Konzert No. 2 - Historischer Gemeindesaal

Anton Reicha wurde in Prag geboren. Früh verwaist, ging er mit seinem Onkel Joseph Reicha, einem Konzertcellisten und Musikdirektor, nach Bonn, wo er Beethoven kennenlernte und sich mit ihm anfreundete. Er ließ sich schließlich in Paris nieder. Dort wurde er 1810 Professor am Konservatorium und einer der berühmtesten Lehrer seiner Zeit. Zu seinen zahlreichen Schülern gehörten George Onslow, Louise Farrenc, Franz Liszt, Hector Berlioz, César Franck und Charles Gounod. Er war in vielen Bereichen ein Innovator. Als produktiver Komponist schrieb er in praktisch allen Genres, ganz besonders Kammermusik. Hier ist ein Trio aus Beethovens Zeit, das mit seinen originellen und frischen Ideen auf seine Weise dessen Trios ebenbürtig ist.
Im Alter von dreizehn Jahren schrieb César Franck bereits erste frühreife Kompositionen, sodass der Vater beschloss, das Talent seines Sohnes nach dem Vorbild des jungen Liszt als pianiste - compositeur zu nutzen. Das konnte nur in Paris gelingen. Er nahm ihn also vom Lütticher Konservatorium, um ihn am Pariser Konservatorium den Händen von Anton Reicha anzuvertrauen. Liszt, der sich sehr selbstlos für viele seiner Komponistenkollegen eingesetzt hat, tat dies auch für César Franck und verschaffte ihm die ersten Kontakte zu einem Pariser Musikverlag. In seinem Schreiben an den Verleger bemerkt Liszt u.a.: »Er scheint mir übrigens kaum die nötigen Ellbogen zu besitzen, um sich durchzusetzen - ein Grund mehr, dass ihm Menschen von Herz und Intelligenz zu Hilfe kommen müssen.«
Mit dem Klavierquintett wendet sich Franck zwischen 1878 und 1879 nach 35 Jahren erstmals wieder dem Gebiet der Kammermusik zu, und es ist erstaunlich, mit welcher Hingabe er sich in diese Aufgabe stürzt, der so gut wie keine Erfahrung mit entsprechenden Kompositionen vorausgegangen ist.

Ernest Chausson war kein Frühbegabter und hatte nur knappe zwanzig Jahre Zeit, um der Nachwelt sein musikalisches Vermächtnis zu hinterlassen. Das bevorzugte Gebiet dieses Poeten der Musik war die instrumentale Kammermusik (ein Trio, zwei Quartette, ein Sextett) und rund 40 Klavierlieder. Chausson bevorzugt vor allem Ausdrucksbereiche von stiller, verträumter Schwermut. Die Sehnsucht nach dem Unerreichbaren, die Trauer über vergangene Liebe: als Spiegelbild des allgemeinen Weltschmerzes des späten 19. Jahrhunderts kehren sie in seiner Musik stets wieder. Im Alter von 44 Jahren kam Chausson – tragischer Abschluss seines Lebens – durch einen Sturz vom Hochrad zu Tode.

Peter Tonger